awarenessDu liest diesen Text. Diese Buchstaben erschaffen Wörter. Die Wörter erschaffen einen Text. Achtsamkeit ist faszinierend. Achtsam zu werden ist allerdings nicht so einfach, denn wir haben den Hang dazu, alles sofort zu interpretieren und zu beurteilen. Verständlicherweise, denn sonst würdest Du vielleicht noch immer beim ersten Satz feststecken. Manches Verhalten wird zur Routine, was gut ist, damit wir nicht ständig über alles nachdenken müssen. Aber ab und zu sollten wir unser Verhalten und das, was wir automatisch tun, in Frage stellen. Mit Achtsamkeit können wir das tun. Wir müssen nur genau hinschauen, was vor uns ist.

Achtsamkeit für das, was da ist,
ist der erste Schritt zu Veränderung.

Nehmen wir mal Stress. Stress hat einen unglaublichen Einfluss auf unseren Geist und Körper. Soweit nichts neues. Stress verengt unsere Aufmerksamkeit  (Horn, 2008, p. 404) und wir verlieren Wahrnehmung von nebensächlichen Informationen. Eine verengte Aufmerksamkeit ist okay, wenn wir uns auf eine bestimmte Sache konzentrieren. Aber das ist nicht gut, wenn es die ganze Zeit passiert. Achtsamkeit entsteht, wenn wir unsere Aufmerksamkeit wieder erweitern. Wir erweitern dann unsere Wahrnehmung auf soviele Dinge wie möglich. So dass wir alles, das größere Bild klar sehen.

awarenessAchtsamkeit zu kultivieren ist schwierig, weil wir in der Regel nur eine Perspektive der Dinge sehen. Einige Glaubensgrundsätze sind so tief in uns verankert, dass wir uns ihrer gar nicht bewußt sind. Im Yoga werden sie Samskaras genannt. Wir sehen nur den einen Aspekt einer Geschichte und machen einfach weiter.

Achtsamkeit ist kein Ziel, sondern ein fortlaufender Prozess. Weil sich auch die Dinge ständig ändern. Und ironischerweise können wir uns dessen bewußt sein, wenn unsere Achtsamkeit eingeschränkt ist. Diese Einsicht ist aber schon der erste Schritt.

Achtsamkeit für die Dinge bedeutet aber noch nicht Verständnis für die Dinge. Manchmal glauben wir, wir hätten schon alles verstanden, obwohl unsere Perspektive eingeschränkt ist und wir nicht das ganze Bild sehen. Eine gute Art die Achtsamkeit zu erweitern ist, das Gegenteil zu betrachten. Ich habe diese Erfahrung gemacht, als ich in „Speech & Debate“ Wettkämpfen mitgemacht habe (eine verbreitete Übung in amerikanischen High Schools). Wir mussten uns auf ein bestimmtes Thema vorbereiten und überzeugend für, aber eben auch gegen eine Aussage argumentieren. Zum Beispiel, ob Prostitution legalisiert werden sollte. Welche Seite man einnehmen würde wurde erst kurz vorher mit dem Wurf einer Münze entschieden. Diese Übung hat sehr geholfen, beide Seiten eines Arguments zu berücksichtigen und achtsamer das Thema zu beleuchten. Die Dinge sind nicht immer auf die Perspektive limitiert, die ich mir aussuche. Manchmal gibt es kein richtig oder falsch.

Achtsamkeit öffnet die Augen. Es erfordert Ruhe und Geduld und eine Offenheit, die Dinge ganz sachlich zu sehen. Achtsamkeit hat eine unglaubliche Klarheit. Sie ist die Voraussetzung für eine ungestörte, klare Grundlage.

Also schau Dich hin und wieder um and nimm alles auf. Beobachte, was sich Deine Wahrnehmung aussucht und was sie übersieht. Betrachte die Alternativen. Betrachte, wie die Dinge wirklich sind. Und bring schliesslich Deine Aufmerksamkeit nach innen. Zu Deinem Herzen. Und höre auf Dein Herz.

 

References:
Horn, T. (2008). Advances in sport psychology. Champaign, IL: Human Kinetics.